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all images: installation views @ STUDIO 4 BERLIN, photos: Roman März
Ausstellung 21: HANNA KAMINSKI - structure of feeling
ERÖFFNUNG: April 11, 6 - 8 pm
AUSSTELLUNG: April 12 - 27, 2024
Wir freuen uns sehr, mit structure of feeling erstmalig bei STUDIO 4 BERLIN Werke der in Berlin lebenden und arbeitenden Künstlerin HANNA KAMINSKI zu zeigen.
Ein kollektives Gefühl, die Atmosphäre einer kulturellen Ära, die Art und Weise, wie Emotionen, Stimmungen und affektive Zustände in alltäglichen Erfahrungen erlebt und festgehalten werden, diesen nur schwer greifbaren Zustand beschreibt ‚structure of feeling‘, also die Struktur des Fühlens oder des Gefühls. Mit diesem Begriff setzte der britische Kulturtheoretiker Raymond Williams in den 1970er Jahren zu einer Erforschung subtiler Nuancen von Emotionen und komplexer, sich stets verändernder Dynamiken an, die das soziale Gewebe einer bestimmten Zeit durchdringen und sich in kulturellen Artefakten, Medien und Kunst einschreiben.
Auch Hanna Kaminski begibt sich in ihrer Arbeit auf eine solch intuitive Suche nach konstituierenden Feinheiten. Feinheiten der Malerei. Eine konstante Rückbesinnung auf wesentliche Grundbausteine des Mediums – Form, Farbe und Struktur – dient ihr dabei sowohl als Mittel der Erforschung wie ebenso als Mittel des Ausdrucks. Unvoreingenommen begleitet sie den Entwicklungsprozess ihrer Arbeiten und lässt ihnen den Freiraum, den sie brauchen, um sich eigenständig zu entfalten und ihre individuelle Formensprache zu finden. Neue, frei-abstrakte Assoziationsketten ersetzen dabei alte Sehgewohnheiten, die die Künstlerin aktiv zu verlernen versucht. Ihren Bildern merkt man diesen Freiraum direkt an. So bilden monochrome Farbkörper organisch weiche Figuren, die sich auf der Leinwand und über deren Ränder hinaus ausbreiten und die trotz deutlicher Abgrenzung von umgebenden Farbflächen niemals eingeengt oder in ihrer Bewegung zurückgehalten wirken. Mal sind es intensive Farbkontraste, mal sind es klare Konturen im Sinne der Hard Edge Malerei, mal ist es die Haptik großzügig gespachtelter Ölfarbe, die den Arbeiten, die auf den ersten Blick sanft und subtil wirken mögen, ausdrucksstarke Lebendigkeit verleiht.
Die Werke bleiben unbetitelt und werden von Kaminski lediglich mit zwei bis drei umklammerten Wörtern, die auf nüchterne Art den visuell-wesentlichen Kern der Bilder erfassen, beschrieben: o.T. (im blau), o.T. (lila, rot) oder o.T. (schwarzer strich). Sie besinnt sich damit nicht nur selbst auf zentrale Bestandteile ihrer Malerei, sondern öffnet gleichzeitig einen möglichst grenzenlosen Interpretationsspielraum, in dem weder Assoziationen noch Denkrichtungen vorgegeben sind.
Der Ausstellungsraum bei STUDIO 4 BERLIN fasst diesen Interpretationsspielraum physisch ein und ermöglicht in seiner überschaubaren Größe und rechteckigen Struktur ein fast immersives Eintauchen in die Werkdynamiken, von denen Betrachtende auf drei Seiten unmittelbar umgeben sind. Die geradlinig überschaubare Abgeschlossenheit des Raumes und seiner Grundform bringt dabei die verspielte Leichtigkeit der organisch runden, ausschnitthaften Formen und malerischen Gesten umso mehr und kontrastierend zum Vorschein, wie auch die Spannung, die sich zwischen unregelmäßig und dicht beieinander gehängten Arbeiten an der linken Galeriewand und der eher minimalistisch-regelmäßigen Hängung an den weiteren beiden Wänden aufbaut. Wer den Raum betritt, spürt direkt: Hier passiert etwas, hier ist etwas im Gange und es wird etwas erzählt. Es ist die Gemeinschaft, das Kollektiv, das die Arbeiten bilden, in dem kommuniziert wird. Dabei leuchten – hier aus dem Augenwinkel und dort in kontemplativer Betrachtung – Gedankenblitze auf, die assoziativ interpretieren und Geschichten entstehen lassen. Der rundliche Körper in o.T. (um schwarz herum) etwa, der der einzige ist, der als geschlossene Form auftritt, die an keiner ihrer Kanten oder der der Leinwand beschnitten ist. Sein tiefes Schwarz scheint sich von oben herab langsam nach unten tropfend oder fließend zu bewegen – über, durch oder auf das unter ihm befindliche Kollektiv an Arbeiten. Wie die Dunkelheit der Nacht, die sich auf die Helligkeit des Tages legt? Wie ein vereinzelter, mächtiger Regentropfen aus einer einsamen Wolke (nicht weit links von o.T. (um schwarz herum) erinnert o.T. (um blau) an eine bauchige Schönwetterwolke), der platschend auf der Erde auftrifft? Oder eben wie ein Gefühl, eine Stimmung, die sich durch eine Ära, durch ein Beziehungsgeflecht zieht?
Während ‚structure of feeling‘ Nuancen von Emotionen und Affekte kollektiver Erfahrungen aufzuspüren und darzustellen versucht, verschreibt Hanna Kaminski sich der Suche nach Nuancen des Mediums Malerei. Nach dem, was eben nicht allein durch malerische Reproduktion dargestellt werden kann, sondern in der Arbeit mit Form, Farbe und Struktur übersetzt werden will. Somit erforscht sie, wenn man so mag, die ‚structure of painting‘ und schreibt sich damit nicht zuletzt auch in unsere ‚structure of feeling‘ ein, die angesichts aktueller Weltgeschehen unbedingt freundlich-frisches Farbspiel gebrauchen kann.
Wir freuen uns, Sie bei STUDIO 4 BERLIN willkommen zu heißen. Die Eröffnung findet in Anwesenheit der Künstlerin am 11. April 2024 von 18 bis 20 Uhr statt.
Pressematerial und Abbildungen senden wir Ihnen gerne zu:
info@studio4berlin.com
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- ENGLISH -
Exhibition 21: HANNA KAMINSKI - structure of feeling
OPENING: April 11, 6 - 8 pm
EXHIBITION: April 12 - 27, 2024
We are delighted to be showing works by Berlin based artist HANNA KAMINSKI for the first time at STUDIO 4 BERLIN in her solo exhibition structure of feeling.
A collective feeling, the atmosphere of a cultural era, the way in which emotions, moods and affective states are being lived and captured in every day experiences, this state, only difficult to grasp, is described as ‚structure of feeling‘. In the 1970s, British cultural theorist Raymond Williams used this term to explore the subtle nuances of emotions and complex, ever-changing dynamics that permeate the social fabric of a particular time and are inscribed in cultural artefacts, media and art.
In her work, Hanna Kaminski too embarks on such an intuitive search for constitutive subtleties. Subtleties of painting. A constant reflection on fundamental elements of the medium - form, colour, and structure - serves her both as a means of exploration and as a means of expression. Open-mindedly, she accompanies developmental processes of her works and gives them the freedom they need to unfold independently and to find their individual formal language. New, free, and abstract chains of association replace old visual habits, which the artist actively seeks to unlearn. This freedom is clearly evident in her paintings. Monochrome bodies of colour form organically soft figures that spread out on the canvas and beyond its edges and never appear constricted or restrained in their movement despite being clearly separated from the surrounding areas of colour. Sometimes it is intense colour contrasts, sometimes clear contours in the sense of hard edge painting, sometimes it is the haptics of generously applied oil paint that lend expressive liveliness to the works, which at first glance may appear gentle and subtle.
The works in structure of feeling remain untitled, being described by Kaminski with merely two to three bracketed words which soberly capture the visually essential core of the works: o.T. (im blau), o.T. (lila, rot) or o.T. (schwarzer strich). In doing so, she not only recalls central elements of her paintings, but at the same time opens up the widest possible scope for interpretation, in which neither associations nor trains of thoughts are predetermined.
The exhibition space at STUDIO 4 BERLIN physically frames this scope of interpretation. Its modest size and rectangular structure enable an almost immersive dive into the work dynamics which visitors are immediately surrounded by on three sides. The linearly clear enclosure of the room and its outline brings out the playful lightness of the organically rounded, partly cropped forms and painterly gestures all the more and in contrast, as does the tension that builds up between the irregularly and closely hung works on the gallery wall to the left and the more minimalist, regular hangings on the other two walls. Anyone who enters, immediately senses: Something is happening here, something is going on and something is being told. It is the community, the collective that the works form, in which communication takes place. Here, out of the corner of the eye and there within contemplative observation, sparks of thoughts light up, enabling associative interpretations and giving rise to stories being told. The roundish body in o.T. (um schwarz herum), for example, which is the only one that appears as a self-contained form, neither being cut off at any of its own nor any of the canvas’ edges. Its deep black seems to slowly be moving downwards from above, dripping or flowing over, through or onto the collective of works below. Like the darkness of the night that lies on the brightness of the day? Like an isolated, mighty raindrop from a lonely cloud (not far to the left of o.T. (um schwarz herum), o.T. (um blau) is reminiscent of a bulbous fair-weather cloud) that hits the earth with a splash? Or perhaps like a feeling, a mood that runs through an era, through a network of connections?
While ‚structure of feeling‘ attempts to trace and depict nuances of emotions and affects of collective experiences, Hanna Kaminski dedicates herself to the search for nuances in the medium of painting. She searches for that which can not be shown through painterly reproduction solely, but which asks to be translated through the work with form, colour and structure. She thus explores, if you like, the ‚structure of painting‘ and thereby inscribes herself into our ‚structure of feeling‘, which, in view of current world events, could definitely do with a friendly, fresh play of colour.
We look forward to welcoming you at STUDIO 4 BERLIN. The opening will take place in the presence of the artist on April 11, 2024 from 6 to 8 pm.
We will be happy to send further press material and images:
info@studio4berlin.com
Text and translation: Maren Möhlenkamp